Immense Datenmenge muss in konkreten Nutzen übersetzt werden

Wien, 26. September 2017 – Der Immobilienmakler als Dienstleister wird sich zwar im Berufsbild ändern, aber bestehen bleiben. Denn die Vermittlung von Objekten und auch die spätere Nutzung haben eine menschliche Komponente und die könne im Vergleich zu Technik und Software nur ein Makler bieten. Darin waren sich alle Diskutanten des sechsten FM-Clubs der WISAG Service Holding Austria zum Thema „Gekommen, um zu bleiben! Die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft – Fluch oder Segen?“ einig. Auf dem Podium saßen Domagoj Dolinsek (PlanRadar GmbH), Werner Moldaschl (saloon.ing Immobilien Management), Jürgen Ruprechter (online hausverwaltung & immobilientreuhand gmbh) und Roland Schmid (Roland Schmid Group). Durch die Veranstaltung im Ocean’Sky des Wiener Haus des Meeres am 20. September 2017 führte der Journalist Heimo Rollett (immobranche.at). Zu den hochkarätigen Gästen zählten unter anderen Anton Bondi de Antoni (Bondi Immobilien Consulting), FRICS-Vorstandsvorsitzender Frank Brün (Phorus Management), Jörg Hentrich (Uniqa), Oliver Oszwald und Florian Rode (HNP Architects), Martin Sabelko (HIH Real Estate), Johannes Endl (ÖRAG), Isabella Jandl (Wohnservice Wien) sowie Carmen Dilch und Felix Bienert (Go Asset Development).

Thomas Fastenrath, Geschäftsführer der WISAG Service Holding Europa und seit Anfang 2016 auch der WISAG Gebäudetechnik Österreich, betont eingangs, dass die Digitalisierung längst Teil des täglichen Lebens und damit auch der Immobilienbranche geworden ist und sich daraus viele Herausforderungen ergeben: „Jeder weiß, wohin der Weg gehen und sich die Branche entwickeln wird, aber es kann eben niemand mit Sicherheit sagen, wie die Zukunft im Detail aussehen wird.“

Die Diskutanten waren sich anschließend einig, dass mit dem Nutzen, den die Digitalisierung bringt, auch zahlreiche Herausforderungen verbunden sind: Eine optimale Kombination aus Apps und Softwarelösungen macht die Arbeit produktiver und effizienter, aber die Unternehmen sind gefordert, sich ihre Prozesse und alle verfügbaren Tools anzusehen und den entsprechend besten und nachhaltigsten Mix an Lösungen zu finden. Denn, so die Diskutanten unisono, „die eierlegende Wollmilchsau gibt es bei diesen Lösungen nicht. Und die Technik darf nie Selbstzweck sein, sondern muss immer einen konkreten Nutzen haben“.

Schwächen bei Wartung und Übersetzung der Daten
Wie die Digitalisierung und die immense Datenmenge am besten zu nutzen wären, da gingen die Meinungen jedoch auseinander. Domagoj Dolinsek sieht ein Problem darin, dass aus seiner Sicht nicht alle Unternehmen ihre Daten unter Kontrolle hätten: „Viele haben große Pläne und am Ende des Tages machen sie jedoch nichts.“ Auch Werner Moldaschl schlägt in dieselbe Kerbe und erkennt bei der Wartung der Daten und Systeme die größten Schwachpunkte. „Die Wartung wird vernachlässigt. Das Problem wird dann irgendwann sein, dass der Output schlichtweg Mist ist.“ Für Jürgen Ruprechter haben die Unternehmen die Daten weitgehend im Griff, „Konzepte und Lösungen erreichen jedoch nicht immer den notwendigen Reifegrad“. Roland Schmid wiederum erkennt bei der Übersetzung der Daten in anwenderfreundliche Produkte noch Schwächen: „Die Herausforderung aktuell ist, einerseits die Datenmenge zu sammeln und andererseits diese Daten miteinander sprechen zu lassen.“

Selbstvermarktende Objekte möglich, aber nicht massentauglich
Auf die Frage, ob aus dieser Datenmenge eine sich selbst vermarktende Wohnung möglich werde, meinte Roland Schmid: „Dass Immobilien direkt vom Inserat gekauft werden, passiert bereits, wird aber nie in der Masse passieren. Denn beim Immobilienkauf ist es wie beim Auto: Der Käufer will das Kaufobjekt vor dem Kauf spüren und riechen.“ Daher werde sich der Beruf des Immoblienmaklers zwar wandeln, aber als Dienstleistung erhalten bleiben. Aus Sicht von Jürgen Ruprechter ist die selbst vermarktende Immobilie eher unwahrscheinlich, „denn bei einer Immobilie geht es auch darum, sie dem Käufer schmackhaft zu machen. Wohnen hat eine zutiefst menschliche Komponente und damit auch die Wohnungsvermittlung.“ Und das sei Aufgabe des Maklers. Domagoj Dolinsek hält dem entgegen, dass man nicht mehr weit davon entfernt sei, dass Google und Amazon Immobilien anbieten: „Die Dinge können sich in diesem Bereich sehr schnell ändern. Es wird nicht lange dauern, bis Produkte und Daten in die genutzte Software eingegeben und über diese angeboten werden.“ Werner Moldaschl sieht aber gerade hier eine Herausforderung: „Es gibt ja bereits Systeme, aber das ist eine Kostenfrage. Ohne die entsprechende Anzahl an Objekten wird es sich nicht rechnen.“ Bei der Implementierung solcher Systeme sei daher der wichtigste Punkt, einerseits einen Schritt voraus zu sein, ohne aber andererseits unnötig Risiken einzugehen.

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