Sicherheitskonzept muss für alle vernünftig umsetzbar sein
Wien, 20. September 2018 – Sicherheit muss ganzheitlich organisiert werden, aber die zentrale Komponente ist und bleibt der Faktor Mensch. Denn die beste Elektronik nützt nichts, wenn der Mensch, der sie bedient, nicht die nötige Ausbildung hat. Sicherheitstechnik muss daher in der täglichen Arbeit und in den Prozessen vernünftig leb- und umsetzbar sein. Darüber sind sich die Diskutanten des achten FM-Clubs der WISAG Service Holding Austria zum Thema „Sicherheitstechnik: Wo die Digitalisierung ihre Grenzen findet“ einig: Jörg Dreger (Dreger Group GmbH), Heinz Friedl (Raiffeisen-Holding NÖ-Wien reg. Gen.m.b.H.), Wolfgang Langer (Safetyconsulting) und Gerhard Schuster (docu tools GmbH). Durch die Veranstaltung mit rund 80 Gästen im Ocean’Sky des Wiener Haus des Meeres am 19. September 2018 führte Journalistin Gisela Gary.
Thomas Fastenrath, Geschäftsführer der WISAG Service Holding Austria, gratulierte eingangs Brigitte Fiedler, der Geschäftsführerin der WISAG Facility Management, zur Auszeichnung mit dem Immobilienaward Cäsar in der Kategorie „Dienstleisterin des Jahres“: „Brigitte Fiedler hat sich diese Auszeichnung wirklich verdient, denn sie hat ein Herz für die WISAG, für die Dienstleistung und die Kunden sowie vor allem auch für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Brigitte Fiedler bedankte sich für die Glückwünsche und 23 schöne Jahre bei der WISAG: „Ich fühle mich wertgeschätzt und das ist etwas ganz Besonderes. Daher ist die Wertschätzung auch ein zentraler Wert in unserem Unternehmensleitbild.“
Mensch als zentraler Faktor im Maßnahmenmix
Umsatzzahlen belegen ein hohes Vertrauen in Sicherheitsdienstleistungen und deren zunehmende Bedeutung. „Sicherheit trägt auch zum Profit bei, weil nur sichere Gebäude einen Wert lukrieren“, betont Wolfgang Langer. Daher ist neben elektronischen, digitalen und mechanischen Lösungen auch der Faktor Mensch zu berücksichtigen. „Unternehmen investieren viel Geld in Sicherheitstechnik. Ihre Mitarbeiter sorgen jedoch für Sicherheitslücken, etwa durch Gemütlichkeit bei Rauchpausen oder unzureichende Schulung im Umgang mit Sicherheitseinrichtungen. Solche Lücken müssen geschlossen werden, sonst bringt alles andere nichts. Die Grenzen der Digitalisierung werden erreicht, wo der Mensch wichtig ist.“
Heinz Friedl führt Alarmanlagen sowie Video- und Zutrittssysteme zum Schutz von Menschen und Werten in der Bank an. Security-Leute stehen zudem vor der Bank, wirken durch ihre bloße Anwesenheit und senken so das Überfallsrisiko. Auch er sieht den Menschen als zentrale Komponente, denn „er ist Sicherheits- und Unsicherheitsfaktor zugleich. Aber wichtig ist das Zusammenwirken aller Maßnahmen und dass Sicherheitstechnik immer vernünftig lebbar und umsetzbar ist“.
„Das Thema Sicherheit ist relativ und muss ganzheitlich angegangen werden“, stellt auch Jörg Dreger klar. „Die Sicherheit muss an die Verhältnisse angepasst werden. Man muss sich mögliche Szenarien durchdenken und entscheiden, für welche Risiken man sich vorbereitet. Im Zuge eines Bauvorhabens gewinnt allerdings meist die Ästhetik vor der Sicherheit. Der Idealfall wäre also, dass das Sicherheitsmanagement von Anfang an dabei ist. Aber es fehlt das Bewusstsein für Sicherheit, obwohl es Teil des Geschäftsmodells und ein Added Value sein kann.“
Gerhard Schuster bemängelt die generelle Mentalität im Bauwesen, es herrsche ein Gegeneinander, das für die Sicherheit nicht gut sei: „Sicherheit und der Nutzen von Bauwerken und Objekten müssen ein Teil des Lebenszyklus eines Gebäudes sein. Das Problem ist, dass die vorschriftsmäßige Dokumentation auch für Experten kaum noch bewältigbar ist. Im Bauwesen will daher niemand für seine Leistungen verantwortlich sein. Aber versteckte Mängel haben eine 30-jährige Gewährleistung, weshalb es jetzt zu einer Klagsflut kommt. Und hier wiederum gilt das Motto: Wer schreibt, der bleibt. Die Digitalisierung ist also wichtig, um die Dokumentation wieder auf ein vernünftiges Menschenmaß zurückzuführen.“
Für Datensicherheit und Blackouts fehlt Bewusstsein
„Die Zahl der Banküberfälle ist von 77 im Jahr 2008 auf nur mehr acht pro Jahr gesunken. Dafür steigen die Betrugsversuche im Internet massiv an. Das ist ein Thema der Zukunft, denn Hacker und Betrüger wissen: Geld bekommt man über das Internet. Und wir liefern uns dem zunehmend aus und werden dadurch angreifbarer“, attestiert Heinz Friedl. Wolfgang Langer sieht dabei das Problem, dass „alles, was man nicht sieht, für Unternehmen nicht wichtig“ ist. „Datenklau regt niemanden auf. Dabei sind es insbesondere Kundendaten, die aktuell hoch gehandelt werden. Zudem gibt es in diesem Bereich immer neue Herausforderungen: Die Hacker werden besser und die Technik und Software auch. Hier mitzuhalten kostet Zeit, Geld und Nerven.“
Zum Thema Blackout betont Gerhard Schuster die Wichtigkeit von Backups bei der Datensicherheit und dass Unternehmen schon heute so resilient sind, um ein über mehrere Stunden andauerndes Blackout bewältigen zu können. „Aber ist es flächendeckend und dauert es an, dann wird es chaotisch.“ Jörg Dreger unterstreicht die große Bedeutung einer entsprechenden Vorbereitung und Schulung zum Verhalten im Falle eines Blackouts. „Sich Zeit für Sicherheit in unterschiedlichen Szenarien zu nehmen, bringt Qualität ins Unternehmen. Man muss die wichtigen Menschen im Bedarfsfall miteinander verbinden können, damit sie handeln können.“
Bild 1 – Podium(v.l.n.r.): Wolfgang Langer (Safetyconsulting), Heinz Friedl (Raiffeisen-Holding NÖ-Wien reg. Gen.m.b.H.), Gerhard Schuster (docu tools GmbH) und Jörg Dreger (Dreger Group GmbH).
Bild 2 – Podium & Moderatorin(v.l.n.r.): Jörg Dreger (Dreger Group GmbH), Wolfgang Langer (Safetyconsulting), Heinz Friedl (Raiffeisen-Holding NÖ-Wien reg. Gen.m.b.H.) und Gerhard Schuster (docu tools GmbH) sowie Journalistin Gisela Gary.
Bild 3 – Publikum: Rund 80 Gäste kamen zum achten FM-Club der WISAG Service Holding Austria.