WISAG FM Club: Bei Energie lokale Projekte forcieren und Nutzer sensibilisieren

Mangelnder Umsetzungswille bei technologischen Lösungen

Wien, 02. Mai 2022 – Es gibt bereits viele technologische Lösungen zur Reduktion des Energieverbrauchs, aber es hapert an der Umsetzung, weil nicht in allen Gebäuden gleichzeitig entsprechende Änderungen durchgeführt werden können. Neben mehr Umsetzungseifer werben die Experten beim WISAG FM Club auch für lokale Projekte, da diese eine Entlastung des Energienetzes, kurze Transportwege und neue Abrechnungsmodelle ermöglichen. Christian Call (Wiener Netze GmbH), Herbert Hetzel (BCE Beyond Carbon Energy Holding GmbH), Gerhard Schuster (Wien 3420, Aspern Development AG) und Alfred Waschl (buildingSMART Austria) betonen jedoch, dass Gesetze und Anrainerproteste dies oft verhindern. Durch die Veranstaltung führte Journalist Heimo Rollett (immobranche.at). Zu den Gästen zählten Dominik Erne (Bondi Consult), Georg Fichtinger (CBRE), Monika Freiberger (Wüstenrot), Diethard Hochhauser (STUWO), Helga und Otto Kauf (Flair), Robert Knobl (Heute), Michaela Koban (ARE), Bernhard Lentschik (Erste Group), Oliver Oszwald und Florian Rode (HNP Architects), Helga Noack (DenkmalNeo), Johannes Slauf (Innotronic), Karin Weingraber (6B47) und Gernot Weingraber (Value One).

Beim WISAG FM Club waren erstmals auch Willy Ruf, neuer WISAG Geschäftsführer Schweiz / Österreich, und Eckhart Morré, Geschäftsführer der WISAG Service Holding Europa, dabei. Morré betonte dabei, dass sich die Sensibilität beim Thema Energieversorgung durch den Ukraine-Krieg verändert hat. Effekte werden jedoch erst später spürbar sein: „Es gibt bereits jetzt technologische Lösungen, mit denen man den Energieverbrauch reduzieren kann, aber das kann nicht kurzfristig umgesetzt werden. Zudem gibt es einen Dschungel an Lösungen, den es zu durchforsten gibt. Auch vor Ort kann man 20 bis 30 Prozent einsparen, indem man Schaltungen ändert und abschaltet, was nicht gebraucht wird. Nur wird das meist nicht ausreichend gemacht bzw. laufend überwacht.“

Lokal statt global bei Energie

Herbert Hetzel unterstreicht beim WISAG FM Club die Chancen neuer Energiekonzepte. „Wir bemühen uns um eine CO2-freie Wärme- und Kälteversorgung der Immobilien. Bei einem Projekt haben wir etwa keine Fremdenergieleistungen mehr eingekauft und versorgen es mit lokal erzeugter Energie. Das ist bei einem Quartier oder einem Einzelobjekt möglich.“ Zur Energiegewinnung können Alternativflächen wie etwa überdachte Parkplätze genutzt werden. Entsprechend sucht man auch bei größeren, denkmalgeschützten Objekten, bei denen eine thermische Sanierung unmöglich ist, nach solchen Wegen. „Es wird spannend, den Bestandsmarkt umzudrehen und von Gas zu befreien“, so Hetzel.

„Bei einem großen Quartier hat man mehr Handlungsoptionen. Dort besteht die Option, abhängig von den Rahmenbedingungen und Zielsetzungen bei der Energieversorgung neue Wege zu gehen“, so Gerhard Schuster. „Wenn man längerfristig eine CO2-Neutralität erreichen will, ist es leichter, wenn möglichst alle mitmachen. Dann hat man auch Vorteile, die man erklären kann, etwa ein reduziertes Risiko und niedrigere Preise.“ Er nennt die Seestadt als Beispiel, in der Gas nur für Betriebe verfügbar ist und Haushalte mit Fernwärme versorgt werden. Andere Anschlussmöglichkeiten lässt man dennoch zu, wenn eine hohe Qualität und Nachhaltigkeit gewährleistet sind.

Legistische und Umweltherausforderungen

Eine unendliche Zahl von Gesetzen und Vorschriften ist jedoch ein Hemmschuh für lokale Projekte, so Christian Call: „Ein letztes Hindernis sind zudem oft die Anrainer. Das Spannungsfeld Klima- vs. Umweltschutz direkt in der Nachbarschaft hemmt die Energiewirtschaft.“ Dadurch geht immenses Potenzial verloren. Aus seiner Sicht machen Energiegemeinschaften lokal und innerhalb eines Trafobereichs Sinn, da große Erzeugungsanlagen entlastet werden und man keine großen Übertragungsnetze bauen muss. Herbert Hetzel sieht dabei die überbordenden Regularien und den Aufwand als nicht rentabel: „Der Aufwand spottet dem, was man einsparen kann.“

Müssen Nutzer für Transformation gewinnen

Alfred Waschl betont, dass „wir die erste Generation sind, die den Klimawandel spürt, aber auch die letzte, die ihn ändern kann“. Das Smartmeter ist aus seiner Sicht eine Möglichkeit, in kurzer Zeit etwas zu erreichen. Er sieht vor allem das Facility Management gefordert: „FM muss in der Planung von Objekten Know-how einbringen und digitale Tools durchsetzen, die ein gutes Energiemonitoring ermöglichen.“ Dazu braucht es eine Standardisierung, die mit der Digitalisierung einhergehen muss: „Wenn wir die Kosten in einem Verschwendermarkt in den Griff bekommen wollen, müssen wir standardisieren. Und das fängt bei großen Kostentreibern wie den Gebühren an“, so Waschl.  

Auch das Nutzerverhalten war ein Fokus der Diskussion. Hier reichten die Ideen der Diskutanten von Strom und Heizung abdrehen, sollte es zu einem Fehlverhalten der Nutzer kommen, bis hin zu Preiserhöhungen, die als Quasibestrafung einen Effekt erzielen können.

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