WISAG FM Club: Unternehmen müssen sich mit Generation Z auseinandersetzen

Effizienz statt Arbeitszeit: Junge Menschen sind leistungs- & werteorientiert

Die Generation Z hat andere Einstellungen: Sie stellt zwar die eigene Selbstverwirklichung ins Zentrum, ist aber dennoch enorm leistungs- und werteorientiert. Unternehmen müssen dem mit einem entsprechenden Angebot sowie einem klaren Purpose und einer Kultur begegnen. So können sie junge Menschen ansprechen, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und ihre Leistung erbringen. Die Expert:innen beim WISAG FM Club appellieren daher, sich von der Anwesenheitsdiskussion zu trennen und Effizienz und Lösungsorientierung in den Vordergrund zu stellen. Carmen Dilch (FHWien der WKW), Dominik Erne (Bondi Consult GmbH), Kevin Töpfer (BUWOG Group GmbH) und Birgit Trofer (OCEANS 5 Management Consulting) betonen zudem, dass die Büroflächen an die neuen Anforderungen der jungen Generation angepasst werden müssen. Durch die Veranstaltung führte Journalist Heimo Rollett (immobranche.at).

Zu den Gästen zählten u.a. Martin Bartl (one8one), Erich Benischek (Blaue Lagune), Peter Friedrich Berchtold (BUWOG), Karl Derfler (Adeqat), Karin Ebert (Österreichische Post), Thomas Faast (ÖRAG), Wolfgang Fessl (Reinberg & Partner), Georg Fichtinger (CBRE), Peter Kovacs (Stadt Wien), Anita Körbler (trovato), Christoph Nemetschke (Bondi Consult), Oliver Pelz (BOE), Florian Rode (HNP Architects) und Karina Schunker (EHL).

Die WISAG hat wie viele Unternehmen mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen und begegnet ihm auf drei Ebenen, wie Willy Ruf, WISAG Geschäftsführer Schweiz / Österreich, unterstreicht: „Wir versuchen, den Bedarf an Mitarbeiter:innen zu reduzieren – Stichwort Digitalisierung. Die Branche ist aber in die Digitalisierungsfalle getappt, denn die Effekte erfüllen die Erwartungen bisher nicht. Die WISAG will zudem als attraktiver Arbeitgeber auftreten und denkt über neue Arbeitszeitmodelle nach, um Mitarbeiter:innen im Unternehmen zu halten. Drittens beackern wir zusätzliche Kanäle, etwa mit der Aktion ‚Mitarbeiter werben Mitarbeiter‘, mit der wir einigen Erfolg hatten“, so Willy Ruf. „Das ist auch notwendig, denn die Nachfrage im FM-Bereich nimmt zu und es wird zunehmend schwieriger, diese zu befriedigen.“

Generation Z tickt anders

Vielfach wird der Arbeitskräftemangel am fehlenden Antrieb der Generation Z festgemacht. Das sei jedoch ungerecht, sagen die Expert:innen beim WISAG FM Club. Kevin Töpfer unterstreicht das große Potenzial der jungen Generation: „Junge Menschen wachsen mit den Möglichkeiten der Digitalisierung auf und sind Digital Natives. Neben Flexibilität und Eigenverantwortung lässt die neue Generation alte Werte aufleben, denn der Wunsch nach geregelten Arbeitszeiten, Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben sowie einem festen Arbeitsplatz ist wieder weit verbreitet. Sie brauchen ein Matching zwischen Arbeit und Freiraum für die persönliche Entfaltung; individuelle Interessen und Pläne erscheinen handlungsleitend.“

„Die jungen Menschen sind sich ihrer Marktmacht im heutigen Arbeitnehmer:innenmarkt bewusst, da sie wissen, dass die Babyboomer bald in Pension gehen. Wir haben sie selbstbewusst erzogen und sie artikulieren daher ganz klar, was sie vom Arbeitsleben wollen und was nicht“, betont Carmen Dilch. Als positive Entwicklung hebt sie hervor, dass diese Generation sehr gut ausgebildet ist und Weiterbildungsmöglichkeiten auch von ihren Arbeitgeber:innen einfordert. 

Work-Life-Balance: Blending vs. Separation

Dominik Erne bringt eine aktuelle Umfrage aus Deutschland ein, wonach 56 Prozent der Befragten nicht arbeiten würden, wenn sie nicht müssten. Er führt das darauf zurück, dass sich die Bedürfnisse der neuen Generationen geändert haben: „Früher hat man sich über seine Arbeit definiert. Heute geht es um persönliche Selbstverwirklichung. Bisher wurde der Beruf sehr stark mit der Freizeit vermischt, der Trend der Work-Life-Separation bringt eine klare Trennung von Privat und Beruf.“

Birgit Trofer entgegnet dem, dass sie aus der „Generation Hamsterrad“ kommt und Arbeit als einen Teil der eigenen Identifikation sieht. Heute ortet sie durch Remote Working einen Trend zu Work-Leisure-Blending, das während der Pandemie gut funktioniert hat: „Der Arbeitgeber muss zulassen, dass private Themen in der Arbeit abgewickelt werden. Das ist wie eine Wiener Melange, eine harmonische Mischung von Privat- und Berufsleben.“

Bürokonzepte neu denken

Künftig sind Unternehmen gefordert, Modelle wie Home-Office, bedürfnisorientiertes Arbeiten und neue Arbeitszeitmodelle nicht nur anzubieten, sondern in den Berufsalltag zu integrieren. Dadurch werden sich auch die Bürokonzepte ändern. „Bestehende Flächen werden diesen modernen Bedürfnissen nicht gerecht. Es braucht Collaboration- und Co-Working-Flächen sowie Räume mit entsprechender Ausstattung. Das wird Chancen bieten, weil sich Unternehmen verändern müssen“, betont Dominik Erne.

Carmen Dilch sieht zwar eine Veränderung der Räumlichkeiten, aber weniger eine Flächenreduktion: „Derzeit diskutieren Studierende über steigende Energiepreise und darüber, dass sie unter anderem aus diesem Grund gerne ins Büro kommen, um ihre Geräte aufzuladen. Darüber hinaus interessiert es sie nicht, nur remote zu arbeiten. Sie wollen ein schönes Office und Zonen für Zusammenarbeit. Sie wissen, gute Idee entstehen nur miteinander.“ 

Feedback einholen und nutzen

Die BUWOG fragt zweijährlich das Feedback der Mitarbeiter:innen ab. In darauf folgenden Team-Workshops möchten wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiter:innen das, was bereits gut funktioniert, noch besser machen, und weitere Verbesserungspotenziale ausschöpfen.“ Ziel ist es, als Arbeitgeber attraktiv zu sein und zu bleiben, um neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen und bestehende Mitarbeiter:innen zu halten, wie Kevin Töpfer betont: „Unser Angebot reicht von Eltern-Kind-Büro, Wohlfühl-Angeboten wie Massage, Yoga, gesundes Frühstück – generell Gesundheit am Arbeitsplatz – über flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Möglichkeiten bis zu einem Bistro mit Bioküche. Man muss die Kombination schaffen aus spannenden Aufgaben und optimalen Rahmenbedingungen, die man gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen gestaltet und stetig weiterentwickelt.“

Eine weitere Herausforderung ist der hohe Hochschulanteil in der Ausbildung. „Wenn Menschen während ihres mehrjährigen Studiums nicht arbeiten, geht viel Arbeitskraft verloren. Ich bin daher ein Befürworter eines dualen Studiums, bei dem Arbeit und Studium kombiniert werden, oder sogar eines trialen Studiums, das mit einer Lehre kombiniert wird“, schlägt Birgit Trofer vor und verweist auf die demografische Entwicklung mit einem künftig höheren Anteil an älteren, nicht mehr erwerbsfähigen Menschen.

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